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Eisenbahn Menden - Balve - Neuenrade

Bahnhof Lendringsen

Grafik: Horst Kühn

Kein Bahnhof der Hönnetalbahn hat sein Gesicht dermaßen verändert, wie es die Station Lendringsen erleben musste. Mit dem Abriss der Güterhalle im April 1990 setzte eine ungeahnte Veränderung ein und endete ein Idyll, das schon damals seines Gleichen suchte.  

Die Ursprünge des Bf. Lendringsen liegen schon in der Zeit vor dem Bau der Hönnetalbahn. Mit der Inbetriebnahme der Werksbahn von Menden zum Kalkwerk Hönnetal wurde in Lendringsen auch schon eine Ladestelle eingerichtet. Da die Baupläne der Bahnhofsgebäude vertauscht wurden, steht das eigentlich für Lendringsen geplante Empfangsgebäude in Binolen. Das hatte auf den Betrieb jedoch keine Auswirkungen.

Ins Gerede kam der Bahnhof jedoch immer wieder wegen des Bahnübergangs Bahnhofsstraße (heute Fischkuhle). Wenn der diensthabende Beamte die Schranken schloss, war die einzige Zufahrt zum Ortsteil Hüingsen, auf dessen Gelände auch der Bahnhof liegt, gesperrt. Auch heute ist die Situation - allerdings mit einer modernen automatischen Schrankenanlage - nicht anders.

Der Bahnhof Lendringsen war jahrzehntelang geprägt durch den Personenverkehr für die Orte bzw. Ortsteile Lendringsen und Hüingsen, aber auch besonders durch den Güterverkehr. Express- und Stückgut wurde im geräumigen Güterschuppen angenommen und lange durch die "bahnamtliche Rollfuhr" Anton Niebecker ausgefahren.

Anschlussgleise besaßen das Eisenwerk Rödinghausen, die Fa. Schweitzer, die Holzindustrie (Fa. Radenbach), die Fa. StraBAG; die Gemeinde Lendringsen und ab Ende der 60-er Jahre die Fa. OBO-Bettermann, die sogar zwei Anschlussgleise (Bettermann Süd und Nord) betrieb. Erst Ende der 90er Jahre endete hier der Güterverkehr auf der Schiene. An Sonntagen diente der Bahnhof auch häufig zur Übergabe von Kalk-Sonderzügen an die DB.

Gleisplan Bf. Lendringsen, Stand 1980,

Betrieblich hatte der Bahnhof mehrere wichtige Aufgaben: Sicherung des Bahnübergangs „Fischkuhle“ für Züge der Hönnetalbahn und der Kalkwerke. Von 1967 bis 1994 Übergabe der Betriebsschlüssel an die Zugführer der Züge nach Neuenrade. Diese Schlüssel dienten unter anderem zum Aufschließen der Hebelbank in Binolen, mit denen die Weichen bei den Zugkreuzungen bedient wurden.

Nach der Schließung der Güterabfertigung und einem Umbau Anfang der 70-er Jahre verfiel der Bahnhof über Jahre hinweg in ein beschauliches, gemütliches Dasein. Ein echter Landbahnhof, in dem der zuständige Beamte (später auch Beamtin!) für alles zuständig war: Betriebliches, wie das Schließen und Öffnen der Schranken, Stellen des Einfahrsignals oder Abgeben der Zuglaufmeldungen, aber auch Fahrkartenverkauf, Schmieren der Weichen bis hin zur (freiwilligen) Blumenpflege.

Erst 1989 neigte sich die Idylle ihrem Ende zu:

  • Juli 1989: Ausbau der Weichen zum Ladegleis
  • 16 - 18. April 1990: Abriss des Güterschuppens und des Ladegleises und Neubau einer Werkshalle der Fa. Bettermann.
  • 7. Mai 1994: Schließung der Fahrkartenausgabe
  • 28. Mai 1994: Abzug des letzten örtlichen Betriebsbeamten Uwe Becker
  • 1. Juli 1994: Abriss des Empfangsgebäudes, Teilverlegung des Bahnsteigs und Erweiterung der Werkshalle der Fa. Bettermann.
  • 2004 Ende der Abwicklung der Sondertransporte über Lendringsen.
  • November 2004: Rückbau aller verbliebenen Weichen mit Ausnahme des aus dem Kalkwerkgleis abzweigenden Anschluss' Bettermann Nord, der aber gesperrt ist. Damit ist Lendringsen vom Grundsatz her nur noch Haltepunkt.

Lendringsen ist auch heute noch ein wichtiger Halt der Hönnetalbahn im Personenverkehr. Den Charme vergangener Tage hat diese Station aber für immer verloren.

Vertiefende Artikel finden Sie hier: DSO Teil 1  und DSO Teil 2

Bilder vom Bahnhof Lendringsen