Menden - Hemer - Iserlohn
Am 1. September 1882 wurde die Strecke Menden - Hemer eröffnet. Die Erweiterung über Westig nach Iserlohn folgte am 15. Juni 1885 und traf in Iserlohn auf die bereits am 31. März 1864 eröffnete Strecke Letmathe - Iserlohn. Somit war die Obere Ruhrtalbahn Hagen - Warburg direkt mit der Ruhr-Sieg-Strecke verbunden.
Landschaftlich war die Strecke Menden - Iserlohn im Verhältnis zu allen anderen Bahnen eher ein "Aschenputtel", deren Reiz sich erst bei genauerer Betrachtung ergab. Das Stück Menden - Hemer wurde weitgehend parallel zur Iserlohner Landstraße gebaut und weist insbesondere zwischen Oese und Hemer eine beachtliche Steigung auf. Die Weiterführung nach Iserlohn musste auf Grund der schwierigen Topografie in zahlreichen Schleifen erfolgen. Die beiden großen Kehrschleifen in Westig waren die bekanntesten. Mit ihnen wurden 50 Höhenmeter überwunden.. Kurz vor Erreichen des Bf. Iserlohn war noch ein kleiner Viadukt zu überqueren.
Bahnhöfe gab es in Hemer, Westig und Iserlohn. Dem ersten Haltepunkt Oese folgten mit Aufkommen der Schienenbusse Am Obsthof, Höcklingsen, Bräuckerstraße, Hemer Amt und Buchenwäldchen.
Die Strecke Menden - Hemer - Iserlohn entwickelte sich außerordentlich gut. Vor allem der Güterverkehr der an der Strecke ansässigen Metall-, Kleineisen- und Drahtindustrie bescherte ein hohes Güteraufkommen. Die Verteilung der Güter erfolgte zu einem großen Teil durch die meterspurige und elektrifizierte Iserlohner Kreisbahn, die am Bf. Westig eine Rollwagenanlage zum Transport normalspuriger Güterwagen besaß.
Mit dem Strukturwandel ab den 50er Jahren ging der Güterverkehr immer mehr zurück und beschränkte sich zuletzt auf den Schrottverkehr ab Hemer und Iserlohn Ost. Dazu kam der Militärverkehr ab Hemer (Britische Armee und Bundeswehr).
Im Personenverkehr war die Iserlohner Kreisbahn und die Nachfolgerin Märkische Verkehrsgesellschaft eher Konkurrenz als Ergänzung. Ein unabgestimmtes Tarifsystem und unnötige Parallelverkehre bezeugten das. Der Schienenpersonenverkehr spürte die Konkurrenz spätestens ab den 70-er Jahren durch stetige Rückgänge. Die Einsätze von Schienenbussen der Baureihen VT 95 und VT 98 konnten diese Entwicklung bedingt aufhalten. Ab 1984 fuhren aber ausschließlich Wendezüge mit der Baureihe 212.
Bedingt durch hohe Kosten in Folge unterlassener Investitionen (6 personell zu besetzende Betriebsstellen zwischen Menden und Iserlohn!) und einer maroden Straßenbrücke im Bereich Westiger Kreuz erfolgte zum 27. Mai 1989 die Einstellung des Personenverkehrs zwischen Menden und Iserlohn, was zugleich das Ende des Gesamtverkehrs des Abschnitts Hemer - Iserlohn Ost bedeutete. Die ölgefeuerte Dampflok 41 360 beförderte am 28. Mai 1989 den allerletzten durchgehenden Zug von Menden nach Iserlohn.
Der Abbau der Gleise zwischen Iserlohn Ost und Westiger Brücke bzw. von Hemer bis dahin erfolgte in 1. Halbjahr des Jahres 1990. Die Trasse ist in weiten Teilen heute überbaut. So entstand auf dem Gelände des Bf. Westig eine moderne Feuerwache.
Das Reststück Iserlohn - Iserlohn Ost wurde zum 26. Mai 1995 stillgelegt, jedoch erst 2005 abgebaut. Man wollte zunächst eine Option für eine Reaktivierung erhalten. Mittlerweile ist das Gelände des Bf. Iserlohn Ost komplett überbaut und alle ehemaligen Betriebsgebäude abgetragen. Mit dem Neubau des Bf. Iserlohn wurden unverrückbare Tatsachen gegen eine Reaktivierung geschaffen. Dort, wo eigentlich die Züge Richtung Iserlohn Ost fahren müssten, steht das neue (durchaus gelungene) Bahnhofsgebäude. Auf dem Streckenabschnitt, der zur Stadt Iserlohn gehört (ab Gewerbegebiet Corunna) wurde bis Iserlohn ein Radweg angelegt.
Das letzte Streckenstück Menden - Hemer lebte bis zur Auflösung der Bundeswehrkaserne 2007 Hemer vom (sporadischen) Militärverkehr. Mit dem Wegfall dieser Verkehre hatte diese Strecke keine wirtschaftliche Basis mehr, da die Bahn auch nie ernsthafte Versuche unternommen hat, andere Güterverkehre zu gewinnen. Da halfen auch die regelmäßigen Sonderfahrten der Eisenbahnfreunde Hönnetal e.V. bzw. des Förderverein Schienenbus e.V. Menden z..B. zu den Hemeraner Herbsttagen nichts.
Die Pläne, Mitte der 90er Jahre geboren, zum Bau einer Stadtbahn Menden - Hemer - Iserlohn, die bei entsprechender Ausgestaltung auf dieser verkehrsreichen Achse durchaus sinnvoll gewesen wären, scheiterten an finanziellen Mitteln vor allem aber an politischem Mut. Ein Verkehrsbedürfnis hätte für eine solche Schienenverbindung durchaus bestanden. Allein für den Abschnitt Menden - Hemer wurde im gemeinsamen Verkehrsentwicklungsplan der Städte Menden, Hemer und Iserlohn bei entsprechenden Voraussetzungen ein Potenzial von mind. 1.200 Fahrgästen prognostiziert. Von solchen Zahlen träumen andere Linien. Allerdings muss erwähnt werden, dass diesen Zahlen eine Anpassung bzw. Einstellung der parallelen Buslinien zu Grunde gelegen hätte. Ob die Öffentlichkeit das akzeptiert hätte, steht auf einem anderen Blatt - die Politik scheute eine solche Konzeption und so hatte die Bahn als Gesamtstrecke Menden - Hemer Iserlohn letztlich keine Chance.
So wäre der letzte Zug auf der DB-Strecke Menden - Hemer am 31. März 2007 tatsächlich der letzte gewesen und die Strecke schon zu dieser Zeit abgebaut worden, wenn der Sturm Kyrill in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 nicht so verheerende Schäden angerichtet hätte, dass viele tausend Festmeter Holz schnellstens zur Weiterverarbeitung gebracht werden mussten. Mangels geeigneter Verladebahnhöfe ergriff die Stadt Hemer die Initiative und pachtete die Strecke von der DB und richtete den Bf. Hemer zur Verladung von Holz her. Die nunmehr als Anschlussbahn betriebene Strecke Menden - Hemer erlebte einen letzten Frühling. Doch das Ende der Bahn war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.
Mit einem glanzvollen Dampfwochenende gaben die Eisenbahnfreunde Hönnetal e.V. und weitere Eisenbahnfreunde mit den Loks 01 1100, 52 8134 und 80 039 vom 23. bis 25. Mai 2008 der Bevölkerung noch einmal Gelegenheit sich von ihrer Bahn zu verabschieden, bevor im Juni 2008 die letzten Holzzüge und am 31. Juli 2008 der allerletzte Personenzug (Schienenbusgarnitur des Förderverein Schienenbus e.V. Menden) fuhr.
Aufsehen erregte dann allerdings Ende 2008 das Ansinnen der Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH Bonn, die Reststrecke zu übernehmen - gerade noch im laufenden Verfahren zum Abbau der Gleisanlagen der Strecke. Eisenbahnenthusiasten der Region hatten das Unternehmen zu diesem - auch für die in Sachen dieser Strecke erfahrenen Eisenbahnfreunde Hönnetal e.V. - überraschenden Coup überreden können. Im Frühjahr 2009 wurde nach einer Einigung auf einen "Kooperationsvertrag" zwischen Stadt Hemer und RSE die Hälfte des Bf. Hemer abgebaut, womit jetzt aus Richtung Menden vier Gleisstümpfe bestanden. Das marode Rest-Bahnhofsgebäude mit Güterschuppen wurde im Frühjahr 2009 abgerissen - rund 22 Jahre nach dem Hauptgebäude.
So verkehrten zwischen 01.05. und 31.10.2010 tatsächlich einige Sonderzüge zur Landesgartenschau. Zuvor war die Strecke z.T. in ehrenamtlicher Leistung des "Förderverein Oesetalbahn" instand gesetzt worden.
Der Erfolg der Fahrten lässt sich diskutieren. Zweifellos waren sie ein Signal pro dem Erhalt der Gleise. Aber: Die erwarteten Sonderfahrten zur Landesgartenschau von außerhalb blieben weitgehend aus, örtlich angebotene Sonderfahrten waren im Regelfall ein Zuschussgeschäft. Das lag auch an der mangelnden politischen Unterstützung seitens der Stadt Hemer bzw. der Landesgartenschau.
Politisch von Bedeutung waren die angebotenen Pendelfahrten Dortmund - Hemer mit modernen TALENT-Zügen der Prignitzer Eisenbahn, die auch gut angenommen wurden. Diese Fahrten zeigten, dass moderner SPNV auf dieser Strecke durchaus denkbar und machbar wäre. Hinzufügen lässt sich hier, dass Hemer mit seinem modernen Busbahnhof eine ideale Station zur Verknüpfung Bahn / Bus darstellen würde.
Ab dem 01.11.2010 lag die Strecke offiziell wieder still und verfiel. Seit dem 08. September 2011 wurde sie mittels Prellbock und herausgenommenen Gleisjoch vom DB-Netz abgetrennt. Der Rückbau der Gleisanlagen ab der Brücke über die B 515 in Menden erfolgte dann ab dem 20. März 2014, dem direkt der Umbau der Trasse zu einem Radweg folgte. Dieser wurde am 15. November 2014 offiziell eingeweiht.
Ein zwischenzeitlich gebildeter Arbeitskreis unter Leitung des NWL bescheinigt der Strecke Menden - Hemer als Erweiterung der RB 54 durchaus ein Potenzial. Allerdings ist das sehr nah am notwendigen Kostendeckungsgrad und deshalb steht eine mögliche Reaktivierung eher auf Messers Schneide. Was erreicht wurde - und das ist bei zu Radwegen umgebauten ehemaligen Bahnstrecken einmalig - ist die Tatsache, dass die Trasse weiterhin Bahnzwecken gewidmet ist. Somit ist ein Wiederaufbau ohne ein weiteres Planfeststellungsverfahren möglich.
Es bleibt abzuwarten, ob die Strecke Menden - Hemer als Eisenbahn eine Wiedergeburt erlebt. Das ist politischer Wille....
*Weitere Informationen unter
http://www.sauerlandbahnen.de/seiten/bhf/ehem.htm und http://www.sauerlandbahnen.de/seiten/str/2850.htm
Interessante Videolinks zur Strecke Menden - Hemer - Iserlohn: